Duke

Gib Frauchen eine Chance


Gerade sitze ich am Computer und schreibe für Nina Jordan einige Artikel "ins Reine". Da lese ich den Satz: Windhunde sind eben die etwas anderen Hunde."
Durch Duke konnte ich dies am eigenen Leib erfahren.
Nach einer Sendung von "Tiere suchen ein Zuhause", in der Nina einige Hunde vorstellte, meldete ich mich bei ihr, um etwas über den Verein "Greyhound Protection" zu erfahren und vielleicht meine Hilfe anzubieten. In diesem Gespräch erzählte ich, dass ich zu meiner Labradormischlingshündin Bonnie gerne noch einen zweiten Hund hätte. Da Bonnie etwas zickig sei (6 Jahre Einzelkind), müsse es ein souveräner und toleranter Rüde sein. Wir verblieben so, dass Nina sich melden würde, wenn sie einen entsprechenden Rüden gefunden hätte.
Wochen später klingelte das Telefon, Nina war am Apparat. In Holland bei einer befreundetet Tierschutzorganisation sei ein Greyhoundrüde untergebracht, der alle Bedingungen erfüllen würde. Ob ich Lust hätte ihn mir anzusehen. Eine Woche später waren wir in Holland. Der Rüde war ein prächtiges Tier und zeigte im Umgang mit den Hündinnen vor Ort ein ausgeglichenes Verhalten. Nach einer weiteren Woche Wartezeit war das erste Treffen mit Bonnie ausgemacht. Ein gemeinsamer Spaziergang ergab, dass Bonnie ihn anwedelte, aber nicht weiter beachtete. Die Zeit bis zu den Osterferien, da sollte Duke dann zu uns kommen, mussten wir noch warten.
Als es dann soweit war, war Bonnie nicht mehr so begeistert. Duke fühlte sich gleich bei uns wie zu Hause. Bonnie zeigte ihm jedoch nicht nur die kalte Schulter, sondern auch die Zähne, was Duke aber nicht weiter interessierte. Für mich wurde es eine schwere Zeit. Hin und her gerissen von meinen Gefühlen für Bonnie (fühlt sie sich unwohl, zurückgesetzt, mache ich etwas falsch) und dem Wunsch einem misshandelten Tier zu helfen, wurden die nächsten Wochen sehr schwer. Immer wieder fragte ich mich, ob ich die richtige Entscheidung getroffen hatte, oder ob mich die Situation überfordern würde.
Es folgten viele Gespräche mit Nina, doch der Zweifel wuchs mit jedem Tag, denn ich beobachtete jetzt um so intensiver beide Hunde. Zwei jagdlich interessierte Hunde sind beim Spazieren gehen nicht so einfach. Wenn Bonnie etwas riecht überträgt sich ihre Aufmerksamkeit sofort auf Duke, wenn Duke etwas sieht ist es umgekehrt. Bonnie kann ich frei laufen lassen, wenn ich die Augen offen halte. Zu Anfang tat es mir in der Seele weh, dass ich Duke dieses Vergnügen nicht gönnen konnte. Bonnie schmust gern und sucht den Körperkontakt. Duke erinnerte mich immer wieder an eine Katze, er nahm nur selten Kontakt zu uns auf und war immer sehr zurückhaltend.
Im Laufe der Monate hat sich die Situation jedoch entspannt. Bonnie und Duke haben sich erst einmal auf eine friedliche Koexistenz geeinigt. Sie neiden sich nicht das Futter, Spielsachen können schon ohne größere Probleme herum liegen und auch gegenseitig weggenommen werden, auch das Sofa haben beide schon einmal miteinander geteilt. Duke kommt nun auch schon mal zu mir aufs Sofa (wenn das andere besetzt ist – notgedrungen) und die Spaziergänge sind (für mich) wieder erholsamer geworden. Duke hat mir durch sein freundliches Wesen die Chance gegeben, mich an ihn und seine Eigenarten zu gewöhnen.
Ich glaube, dass wir nach einem halben Jahr auf dem richtigen Weg sind und die Zeit uns sicher auch noch enger aneinander binden wird. Vielleicht kommt er ja auch irgendwann einmal wie Bonnie und zeigt mir, dass er gestreichelt werden möchte und den körperlichen Kontakt zu mir sucht. Ich jedenfalls möchte ihn nicht mehr missen und bin froh über die Geduld, die er mit mir gehabt hat.

Beatrice Tenhaef

Duke oder die Chance hat sich gelohnt............

Heute sitze ich wieder einmal am Computer und stehe so in Verbindung mit vielen lieben Menschen, die ich inzwischen durch meine Arbeit für Greyhound Protection International e. V. kennen gelernt habe.

Fast drei Jahre ist es nun her, dass wir Duke zu uns genommen haben. Schon damals stand ja fest, dass zu Bonnie nur ein Rüde passen würde. Bei dem Wort "Rüden" denke ich eigentlich immer gleich an die großen Vertreter ihrer Gattung, die sich oft im Kontakt mit dem gleichen Geschlecht wie wild gebärden, ihre Besitzer gut im Griff haben und ihr Territorium verteidigen. Oder aber die kleinen "Wadenbeißer", die jeden größeren Hund anbellen und deren Besitzer erwarten, dass man die großen Hunde zur Raison bringt, während ihr kleiner Liebling weiter alle Hunde "anmachen" darf.
Alle diese Negativerwartungen (aus Unkenntnis der Windhundrassen) sind nicht eingetroffen, im Gegenteil, ein Windhundrüde ist etwas ganz Besonderes und Liebenswertes. Dieser Bericht soll auch eine kleine ganz persönliche "Liebeserklärung" für die Windhundrüden sein, die noch so zahlreich in Scooby auf eine Vermittlung und ein eigenes Sofaplätzchen warten.

In dieser Zeit ist viel geschehen und ich habe viel über Windhunde und ihr Verhalten gelernt, über ihre tierquälerische Haltung auf den Hunderennbahnen unserer Erde und ihre Leidenswege bei spanischen Jägern. Umso mehr freue ich mich, einem Renngrey einen gemütlichen Sofaplatz und viel Zuneigung und Liebe schenken zu können.
Das Verhältnis zwischen Bonnie und Duke hat sich im Laufe der Zeit immer weiter gebessert. Oft musste ich mich und meinen Mann zurückhalten und die beide ohne Einmischung ihre Angelegenheiten regeln lassen. Das war nicht immer einfach, hat sich aber ausgezahlt. Jetzt sind keine Fahrten zum Tierarzt mehr nötig, weil Bonnie im die Zähne gezeigt hat und sein dünnes Fell nicht widerstandsfähig genug war. Jetzt muss ich eher einschreiten, wenn die beiden im Wohnzimmer anfangen zu toben und dabei die Möbel gerade rücken. Solche Situationen ergeben sich oft durch den Kong (ein Hartgummispielzeug). Bonnie kaut darauf herum und Duke möchte es auch haben, obwohl noch zwei der gleichen Sorte im Wohnzimmer liegen. Duke schmeißt sich dann vor Bonnie in Spielposition und fängt an zu bellen ( was er sonst überhaupt nicht macht). Wenn Bonnie dann den Kong fallen lässt, um mit ihm zu toben, schnappt er sich die Beute und bringt sie schnell auf sein Sofa. Bonnie lässt dies geschehen, sucht sich einen anderen Kong und das Spielchen geht wieder von vorne los.
Aber auch Andere Situationen lassen erkennen, dass die beiden sich immer näher kommen. Neulich standen wir in der Haustür zum spazierengehen, als Duke schnell mal Bonnies Öhrchen beschnüffeln und lecken musste. Solche Berührungen geschehen nun schon öfter und ich finde es immer wieder schön zu sehen, wie die beiden sich aneinander gewöhnt haben. Als Duke vor einiger Zeit auf dem Sofa lag und Bonnie auf dem Teppich davor, setzte Duke eine Pfote auf den Boden und begann Bonnie im Gesicht zu beschnüffelt. Daraufhin setzte Bonnie sich auf und patschte ihrerseits mit der Pfote nach Duke. Das sind die Momente in denen ich glücklich bin mich auf das "Wagnis Windhundrüde- eingelassen zu haben.
Auch sein Kontakt zu uns Menschen ist offener geworden, freundlich war er ja schon immer. Inzwischen begrüßt er uns Schwanz wedelnd an der Tür, wenn wir nach Hause kommen. Er kommt, wenn er gestreichelt werden möchte und genießt die Zuneigung sichtlich. Dabei ist er weder aufdringlich noch fordernd. Die meiste Zeit des Tages verbringt er auf dem Sofa, nur unterbrochen von den Überlegungen, welche Position er noch nicht ausprobiert hat und welche wohl die bequemste ( wohl nur für ihn, mir tun alle Knochen weh, wenn ich sehe, wie er völlig verrenkt auf dem Sofa liegt) sein wird.
Beim Spazierengehen bereitet Duke überhaupt keine Probleme. Hier sind Bonnie und die inzwischen noch dazu gekommene Hündin Mira ( 15-jährige Terrier-Pudel-Mix) diejenigen, welche des Leben schon mal hart machen können. Sein Interesse an Hasen, Katzen und anderen "Jagdopfern" hat merklich nachgelassen und mit gutem Zureden lässt er sich inzwischen ablenken und dazu bewegen, den Weg fortzusetzen. Lediglich im Garten sind Katzen sehr gefährdet. Deshalb wird Bonnie immer als "Vorhut" in den Garten geschickt, da sie nicht ganz so schnell ist und die Katzen dann wenigstens noch eine kleine Chance haben. Einmal im Garten kann es sein, dass die beiden wild umeinander springen, bellen und sich gegenseitig jagen, aber schon nach kurzer Zeit ist dieses Spiel beendet und für ein Leckerchen kommen sie auch "freiwillig" wieder ins Haus.
Viele Menschen freuen sich, wenn sie uns treffen und streicheln vor allem Duke, da er nicht springt, nicht bellt, sich nicht wie wild gebärdet, sondern nur genießt. Kleinen Hunden nähern wir uns nach wie vor vorsichtig, damit Duke erkennen kann, dass sie nicht in seine Beuteschema gehören. Aber auch mit ihnen versteht er sich prima. Wir hatten in den drei Jahren noch nicht einen Fall, in dem Duke sich einem anderen Hund gegenüber, egal ob Hündin oder Rüde, negativ verhalten hätte – und in unserer Gegend trifft man beim Spazierengehen viele unterschiedliche Hunde. Selbst in die Wohnung lässt er fremde Rüden herein, ohne sich darum zu kümmern.

Neulich erzählte mir Frau Jordan, dass in einer amerikanischen Studie zur Aggressivität bei Hunden der Greyhound an letzter Stelle stand. Duke ist das lebende Beispiel für diese Studie. Sicher gibt es auch Ausnahmen, aber wenn man mit anderen Windhundrüdenbesitzern spricht, so bestätigt sich doch das Bild, das ich hier von Duke und seiner Rasse gezeichnet habe.

Mich haben nun schon einige Hunde unterschiedlichster Rasse auf meinem Lebensweg begleitet, doch der Charakter, die Eleganz und die Persönlichkeit der Greyhounds haben mich in ihren Bann gezogen. Eine andere Rasse käme für mich nicht mehr in Frage. Auch die Tatsache, dass Duke kein anstrengender Welpe, sondern schon ein ausgewachsener Hund von 4 Jahren war, empfinde ich als positiv. Nicht nur die Prägungszeit eines Welpen verbindet Mensch und Hund. Vielleicht sind es ja gerade die vorsichtige Annäherung, das Gewinnen von Vertrauen, das Erlernen einfachster Situationen im Alltag, das erste Hören auf den neuen Namen und viele Dinge mehr, die eine noch intensivere Bindung zwischen Hund und Mensch erzeugen und stärken.
Wir sind froh und dankbar, dass wir Duke bei uns haben, denn er ist ein wirklicher Schatz, und wir hoffen, dass er noch viele Jahre auf unseren Sofas liegen wird und sein Leben in vollen Zügen genießen kann.

Mein größter Wunsch ist, dass vielleicht mit Ihrer Hilfe weitere Rüden aus Scooby solch ein Glück haben werden wie mein Duke.

Herzliche Grüße vom linken Niederrhein

B. Tenhaef mit Bonnie, Duke und Mira

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