Kenzo

Kenzo? Ein japanischer Modedesigner. Eigentlich. Oder auch der Hund, der seit einem Jahr mein Leben auf den Kopf stellt.

Seit 6,5 Jahren habe ich einen Bodeguero Andaluz, Außerdem unterstütze ich seit Jahren gerettete Hunde in Spanien mit Patenschaften, bis sie ein Zuhause gefunden haben. Nur logisch, dass als Zweithund nur ein Bodeguero Andaluz in Frage kam. Im Januar 2021 benötigte indes ein Galgo eine Patenschaft in Spanien. Im Februar sollte er ausreisen und bei GPI auf Pflegestelle gehen. Es bot sich mir die Gelegenheit, ihn vom Transport abzuholen und zur Pflegestelle zur fahren. Klar, dachte ich mir, seine Patenhunde erlebt man ja nur selten.

Am 21.2.21 nahm ich Balthasar in Empfang und brachte ihn nach Willich zur Pflegestelle – mein erster echter Kontakt mit einem Galgo. Was für ein faszinierend schönes Tier! Der würde nicht lange brauchen, bis er adoptiert würde, da war ich mir sicher. Aber ganz überraschend war Balthasar recht lange dort; es fand sich nicht der für ihn passende Adoptant. Anfang Mai 2021 konnte ich zwei schneeweiße Galgos – elegant und sanftmütig – von einem Transport abholen und zur Pflegestelle fahren. Beide hatten Adoptanten und zogen postwendend weiter.

In mir indes reifte der Entschluss, statt eines weiteren Bodegueros Andaluz einen Galgo aufzunehmen. Mitte Mai – Balthasar wartete noch immer auf ein gütiges Schicksal – nahm ich Kontakt zur GPI auf. Aber ich war einen Ticken zu spät: Kurz vor meinem Anruf hatte man Balthasar abgeben können. Ich möge doch überlegen, zwei Galgos in Empfang zu nehmen, die mit einem neuen Transport am 15.5.2021 ankommen würden. Für sie gab es noch keine Anfragen; vielleicht würde ja einer von beiden passen? Familienzuwachs ist Familiensache. Wie würde mein Bodeguero Andaluz reagieren? Oder meine Mutter? Mit beiden wollte ich im Refugio in Willich erstmals die beiden Galgos treffen. Der Transporter kam an, die hintere Tür ging auf, und es war passiert! Zwei verunsicherte braune Augen musterten mich, und ich war mir sicher: Passt! Größe, Farbe, Gewicht? Nebensächlich. Man bekommt den Hund, den man braucht. Nicht den, den man möchte!

Kenzo erfordert aufgrund seiner ungeheuren Potenziale stete hohe Aufmerksamkeit. Gelegentlich treffen wir andere Windhunde zum freien Laufen. Daran hat er sehr viel Freude. Sein Jagdtrieb hält sich in Grenzen, andere Hunde und Katzen sind viel interessanter. Zuweilen so interessant, dass er in die Leine springt. Aus Sicherheitsgründen läuft er in Wohngebieten ausschließlich zweifach gesichert: Halsband mit normaler Leine und Geschirr mit Leine am Bauchgurt. Seit Januar 2022 gehen wir wöchentlich zum Hundeeinzeltraining. Wir trainieren Grundkommandos und seine Aufmerksamkeit auf mich, um die Leinenspringerei abzustellen. Er macht das richtig gut! 

Zuhause liebt er die Couch und das Bett. Hauptsache schön kuschelig. In den langen Monaten im Homeoffice lag er am liebsten neben mir auf der Couch und sah mich an. Bei Telefonkonferenzen lag sein Kopf oft in meiner Armbeuge. Und er liebt Lebensmittel! Anfangs verschwand auf mysteriöse Weise alles, was fressbar ist. Ok, dachte ich mir, schiebst Du das Kuchenstück für Mutter auf der Küchenarbeitsplatte bis an die Wand. Keine gute Idee bei einem 70 cm hohen Galgo, der seinen Kopf einfach noch ein Stück weiter raussteckt. Eine Lernkurve, die man schnell kapiert: Alles wegräumen, und zwar sofort.

Apropos Familiensache: Tom, mein Bodeguero Andaluz, und Kenzo harmonieren wunderbar miteinander und mit meiner Mutter und mir. Zwar ist Kenzo manchmal durch seine Größe etwas tollpatschiger, aber immer lieb mit dem kleineren Tom. Beide Hunde scheuen den Konflikt. Mehr noch: Wenn einer fehlt, wird der andere unruhig. Seit einem Jahr bereichert Kenzo unser Leben. Und ich bin immer noch überglücklich, dass mir Nina Jordan von GPI diesen tollen Hund anvertraut hat. Herzlichen Dank!

 

 

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