Nanas

November 2009, wir entschieden uns einen dritten Hund dazu zunehmen.
Im Moment haben wir zwei Hunde. Ein Weimaraner Rüde von 12 Jahren, Neal, und eine Galgo Hündin von ungefähr 6 oder 7 Jahren, Trapa auch von GPI.
Unser Dalmatiner ist im Januar 2009 im Alter von 12 Jahre und 8 Monaten gestorben. So hatten wir noch einen Platz zu vergeben.
Im Moment steht der Rude Amir auf der Website von GPI. Er ist vom Foto her total unser Typ und wir machen einen Termin. Am Telefon erzählt Rosi, dass es da noch eine Galgo Hündin gibt, die schon lange auf ein Zuhause wartet, Nanas. Vom Profil her sind wir die Familie, zu Nanas passen würde.
Am verabredeten Tag fahren wir los, mein Mann, meine Tochter, mein Sohn, Neal, Trapa und ich. Amir ist wunderschön, aber sehr groß. Nanas ist sehr zierlich und sanft. Sie steht direkt ganz nah bei meinem Sohn. Es ist schwierig uns zu entsheiden. Wir überlegen noch, ob wir beide Hunde nehmen sollen. Nur weil es uns so zu Herzen geht. Aber das ist nicht realistisch. Vier Hunde, das ist zuviel. Zusammen mit Rosi Faßbender und Nina Jordan entscheiden wir, dass Nanas eine Woche auf Probe kommen darf. Danach wird Amir eine Woche auf Probe kommen, und dann werden wir uns entscheiden. Unterwegs nach Hause sagt unser Sohn mehrere Male, dass er vor Amir Angst hat, weil er so groß ist. Im Auto entscheiden wir schon, wegen der Angst unseres 6 jährige Sohnes, dass wir Amir nicht wählen werden. Einfach, weil es kein guter Start ist, wenn man einen Hund dazu nimmt, bei dem ein Kind vorher schon ängstlich ist.
Nanas erste Nacht ist schrecklich. Sie weinnt die ganze Zeit, wenn sie uns aus dem Augen verliert. Mein Mann schläft auf dem Sofa mit ihr. Tagsüber steht sie die ganze Zeit. Ich sehe nicht, dass sie sich auch nur einmal im Korb hinlegt. Sie weint, kratzt an den Türen oder öffnet die Türen. In der Küche ist alles, was essbar ist, hinter geschlossenen Türen, sonst ist es weg. Man kann wirklich nichts liegen lassen.
Ich habe Kontakt mit Rosi, weil ich denke, dass sie so unglücklich ist. Wir überlegen lange. Sie hat Verlassensangst, deshalb weint sie so. Sie versucht ihren Platz im Rudel einzunehmen, deshalb ist sie so unruhig. Sie ist die ganze Zeit in Bewegung, nimmt dadurch auch an Gewicht ab, und ist schon so dünn.
Nach einigen Tagen entscheiden wir uns, dass sie bleibt. Wir wollen ihr mehr als eine Chance geben, wir wollen ihr ein richtiges Zuhause geben. Es ist ein langer Weg bis zu dem Punkt, an dem wir jetzt sind und wir sind noch lange nicht da. Sie wollte nur bei einem von uns sein. Am liebsten den ganzen Tag ganz nah bei jemandem. Sie musste lernen, dass das nicht geht. Sie soll ja mit der Familie leben, so wie die beiden anderen Hunde. Unglaublich wie ruhig und ausgeglichen die beiden sind. Die Nana ist so gestresst und am Anfang sieht es nicht so aus, als ob sich da etwas ändert.
Dazu kommt noch, dass sie Trapa einmal kurz gezwickt hat. Nach einigen Tagen soll Trapa wegen einer Entzündung zur OP.
Nanas holt ein geschlossenes Glas Pastasauce von der Küchenablage, es zersplittert am Boden, und alle drei Hunden essen davon, Pastasauce und Glas. Mein Mann fährt mit allen drei Hunden zum Tierarzt, damit sie innerhalb einer Stunde ein Brechmittel bekommen, um das Glas, wenn da etwas im Magen ist, zu lösen. Eine sehr stressige Erfahrung ist das, für uns alle, Menschen und Tiere, vor allem für unseren 13 jährigen Rüden.
Aber das Schlimmste soll noch passieren.
In einem -von uns- unbeobachteten Augenblick tötet Nanas alle Meerschweinchen von meiner Tochter. Sie hat so einem Jagdtrieb, dass sie das Gitter vom Käfig aufgezogen hat und alle Tiere umgebracht hat. Das war ein sehr schwarzer Tag. An diesem Tag ist es uns wirklich zuviel geworden.
In dem Moment sind wir so durcheinander, dass wir entscheiden Nana zurück zu GPI zu bringen, weil die ganze Situation sehr viel Stress mit sich bringt und uns total über den Kopf gewachsen ist.. Wir nehmen Kontakt mit Rosi au und haben sehr lange Gespräche. Am Wochenende wird Nana zurück gebracht.
Schon nach einem Tag wissen wir es nicht mehr sicher. Am Ende schaffen wir es nicht Nana zurück zu bringen. Der Gedanke, dass sie dann wieder lange warten soll bis da jemand kommt der sie liebt und für sie sorgen möchte! Sie ist schon so in unserem Herzen, dass wir sie nicht zurück bringen können und auch nicht wollen. Ich kann in dem Moment nur hoffen, dass wir es schaffen.
Ich werde die Worte meiner Tochter auch nie vergessen. Sie ist 11 Jahre alt und hat gesagt, während die Tränen ihr über die Wangen laufen: “Mama, die Nana kann nichts dafür, sie hat ein goldenes Herz, sie tut ihr Bestes für uns, aber die Leute, wo sie her kommt, haben sie so gemacht. Sie soll bleiben.” Sie hat es mit ihren 11 Jahren wircklich verstanden. Nana gehört zu unserer Familie.
Jetzt, einige Monate später, kann ich sagen, dass sich da schon vieles geändert hat. Sie ist von einer sehr stressigen zu einer mehr relaxten Hündin geworden. Wenn man sie streichelt spürt man auch, dass ihr Körper sich weicher anfühlt. S ist ausgeglichener und hat auch an Gewicht zugenommen. Inzwischen kann sie auch alleine bleiben ohne zu weinen. Das Öffnen von Türen und das Kratzen an den Türen ist auch weniger geworden. Vieles hat sich verbessert. So wie meine Tochter sagt: Sie hat ein goldenes Herz und wir lieben sie.
Sie lebt in Harmonie mit den anderen Hunden. Einmal pro Woche ist auch der junge Vizsla- rüde von meinee Schwester da. In ihm hat sie einen wirklicher Freund gefunden. Die beide toben und rennen hinter einander her durch den Garten. Es ist schön zu sehen, wie ihr das gefällt.
Manchmal hat sie einen Rückfall. Aber immerhin verbessert es sich wieder.
Wir hoffen, dass Nana noch ein langes Leben zusammen mit uns hat.
Marjon Kouws