Naria
Galgo's nun zieht "ein dritter Hund" bei uns ein
Die Geschichte beginnt bei einem Tierarzt. Da lernte ich zum ersten Mal Windhunde kennen - Barsois. Die Besitzerin hatte mir viel darüber erzählt. Ich war total fasziniert von diesen Hunden – so groß, so ruhig. Ich stöberte im Internet Berichte über Windhunde und fand den Galgo. Diese Rasse wurde so zauberhaft beschrieben und muss doch so viel Unerträgliches in Spanien erleiden. Ich war sehr schockiert über diese Artikel, bei vielen Meldungen war mir mehr als übel.
Seit meinem 16. Lebensjahr hatte ich immer Hunde, schwarze Mischlinge aus dem Tierheim. Unser alter Rüde Maradona, fast 15 Jahre, war krank, schwer krank und alle wussten, wir müssen ihn bald gehen lassen. So beschloss der "Familienrat" wir nehmen einmal einen Welpen. 2001 zog bei uns eine äußerst temperamentvolle Labradormixhündin "Luna" (evtl. auch Galga - hat so lange Beine, aber die Power vom Labi) aus Südspanien bei uns ein. Sie wurde mit 5 Wochen beim Tierschutz abgegeben. Meine Familie, vor allem meine Töchter durften entscheiden, es sollte dieses kleine schwarze, freche "Teufelchen" sein.
Da Luna sehr viel Beschäftigung braucht, entschieden 2003 mein Mann und ich uns für den zweiten Hund. Es sollte diesmal ein wirklicher Galgo sein. Aus dem Internet wusste ich von einer sehr engagierten Tierschützerin – Yera Halabi. Da wir im September 2003 dort unseren Urlaub verbrachten, riefen wir bei ihr an und fragten, ob sie wüsste, wer evtl. einen Galgo vermittelt. Tat-sächlich nannte sie uns zwei Tierschutzvereine, die Galgos zur Ver-mittlung hatten. Einer war in der Nähe von Torre del Mar, der andere war bei Granada, Albolote. Da Torre näher lag, be-suchten wir dort die erste Galgamixhündin, eine wunder-schöne weiße, ebenso ein Powerpaket wie Luna. Mein Mann wollte aber unbedingt noch nach dem 240 km entfernten Granada, um die andere Galga zu sehen. So lernten wir Helga Giessler kennen. Mein Mann sah diese Galga und erklärte mir sofort, dass ist unser Hund. Ich weiß nicht warum - sie war es einfach, diese kleine, zierliche, gestromte Galga. Die großen Augen, die sich verfärben konnten - je nach Sonne - grün oder hellbraun. Diese kleine Galga namens Julietta hatte sich sofort in unser Herz geschlichen. Wir waren von Julietta so begeistert und auch unsere Luna war von ihr angetan. Wir mussten noch fast 4 Wochen warten, sie durfte mit dem Flieger nachreisen. Es war die beste Entscheidung auch einmal einem Windhund, einem Galgo, eine Chance zu geben. Sie war anfangs eine sehr, sehr ängstliche, panische Hundedame. Sie war auch eine große diebische Elster. Nichts war in der Küche vor ihr sicher, aber eine Schmusebacke ohne Ende. Gerne stupste sie mit der Schnauze, bitte weiterstreicheln. Nur bei Unsicherheit drehte sie sich panisch in der Leine. Helga hatte uns wegen ein paar Fragen zur Haltung von Windhunden an Familie Jordan verwiesen. Wir wollten unserer Julietta "windhundgerecht" sein. Familie Jordan stand uns telefonisch öfters mit Rat zur Seite. Persönlich hatten wir uns leider nicht kennen gelernt.
Julietta und Luna waren fast 4 Jahre lang ein super Dreamteam und hatten uns beide zusammen viel Freude gemacht. Jedes Jahr verbringen wir unseren Urlaub in Spanien. Wir haben mit Luna und Julietta natürlich immer Helga Giessler und ihre Mitarbeiter in Albolote be-sucht. Alle hatten sich sie riesig gefreut, wenn wir kamen. So konnten alle Mitarbeiter wieder "ihren Hund" sehen, und vor allem was aus dieser schüchternen Hundedame geworden ist. Im Okt. 2005 bekam Julietta den ersten Epilepsieanfall. Es war jedes Mal „die Katastrophe". Leider ist unsere Pelznase 2007 sehr unglücklich gestürzt. Unser Haustierarzt kam und schickte uns sofort in eine 50 km entfernte Tierklinik. Der Vorderlauf war kurz über dem Knie komplett durchgebrochen. In dieser Klinik wurde uns geraten sie gehen zu lassen. Es kämen Operationen auf uns zu und mit der Epilepsie (leider war sie mit den Medikamenten austherapiert) könnten sie uns für nichts garantieren. Das war einer der schrecklichsten Tage in unserem Leben. Für unsere Luna war es wohl die größte Katastrophe. Sie wollte nicht mehr spielen, nicht mehr toben – ein richtiger Trauerklos.
Nach langem Hin und Her – wir hatten richtig Angst um unsere Luna – haben wir uns entschieden, es muss nun doch wieder ein zweiter Hund her. Es sollte unbedingt wieder ein Galgo sein. Wir sind dieser Hunderasse einfach verfallen. Es sind so liebenswerte Hunde, auch wenn das eine oder andere Mal aus der Küche oder vom Tisch etwas fehlt. So lernt man die Küche "galgosicher" zu machen. Durch Zufall habe ich im Internet eine gestromte Galga gesehen. Ich "musste" diesem Tierschutzverein einfach eine Mail schreiben. Leider war sie noch nicht zur Vermittlung freigegeben. Ich sollte doch eine Vorauskunft geben. Es folgte ein Roman, damit sie wussten, wir hatten "Galgoerfahrung". Ein paar Tage später rief bei uns eine sehr nette "rechte Hand" an, diese Auskunft hat wohl alle sehr berührt. Sie machte mich auf den Galgorüden "Nice" aufmerksam, ein wunderschöner großer Rauhaar-rüde. Also nichts wie hin zur Pflegefamilie und diesen Prachtburschen ansehen, wow war der groß, fast 74 cm groß. Eigentlich sollte es ja nochmals eine Galga sein. Aber dieser sanfte Riese passte einfach, vor allem auch zu Luna. Also durfte Nice im September 2007 bei uns einziehen. Da sein Jagdtrieb nicht besonders ausgeprägt ist kann er ohne Leine gehen. Er ist ein richtiger großer Goldschatz. Eine Lanze für die Galgorüden, es sind so wunderbare Burschen, denen man unbedingt auch eine Chance geben sollte. Leider hat sich bei ihm im Juni 2008 herausgestellt, dass er eine Netzhautdegeneration (Progressive Retina Atophie) hat, d.h. er wird blind. Das war für uns ein großer Schock. Also was tun. Wir ermöglichen Nice so viel wie möglich Kontakt zu seinen Artgenossen, ob Windhund-spaziergang oder Windhundauslauf, Hauptsache Galgos.
Durch einen Zufall hatten wir im August 2008 eine Galga-Pflegehündin für 6 Wochen bei uns zu Hause. Sie hat bei uns die Überlegungen ausgelöst, wie wäre es denn tatsächlich mit einem dritten Hund. Der Umgang der Galgos untereinander ist doch anders. Im Internet hatte ich auch einen Bericht gefunden, ein blinder Podi kann nicht mehr mit anderen Hunden "kommunizieren". Es kam sogar zu Beißereien.
Unsere Luna ist jetzt 7 1/2 Jahre, Nice erst 3 1/2. Was wenn mit seinen "Luna-Augen" einmal etwas sein sollte, lässt er andere Hunde noch an sich ran? Durch reinen Zufall habe ich ausgerechnet bei Greyhound Protection eine Galga gesehen, eine kleine cremefarbene Rauhaargalga, "Naria". Ich war so fasziniert von dieser Hündin, sie könnte doch glatt die kleine Schwester von unserem Nice sein. Also beschloss ich anzurufen, leider war nur der AB dran. Ein paar Tage später hat sich dann Rosi Fassbender gemeldet. Es war ein wunder-bares Telefonat. Auch wie sie Naria beschrieben hat, da könnte doch alles passen. Leider mussten wir noch bangen, für dieses Wochenende hatte sich schon ein anderes Ehepaar für Naria angemeldet. Ach war das ein langes Wochenende. Dann kam der entscheidende Anruf, Naria ist noch in der Vermittlung. Wir dürften sie am kommenden Wochenende besuchen. Eine Woche kann verdammt lange werden.
Also im Oktober 2008 an einem Samstagmorgen auf nach Willich (fast 500 km). Und endlich waren wir dort. Nach fünf Jahren konnten wir jetzt Familie Jordan endlich persönlich kennen lernen. Wir wurden sehr herzlich empfangen. Und endlich kam "Naria". Was ganz witzig war, Naria marschierte sofort auf unseren Nice zu. Wir haben dort einen wunderbaren Nachmittag mit den eigenen Galgos der Familie Jordan erlebt. Es war einfach herrlich. Naria kam immer wieder zum Streicheln her, der "Propeller" wedelte nur und irgendwie suchte sie unter allen Hunden immer wieder Nice. Sogar Rosi bemerkte, zwischen Naria und Nice hat es schwer geknistert. Irgendwie war was spürbar.
Mit allen dreien haben wir einen Spaziergang unternommen. Es war richtig entspannend mit Luna, Nice und Naria. Sie hat zwar ein Handycap mit einer Vorderpfote, was uns aber nicht daran hinderte, uns gerade für sie als dritten Hund zu entscheiden. Also wieder zurück und allen mitteilen wir würden Naria gerne zu uns nehmen. Bange Minuten warteten wir auf die Rückkehr von Familie Jordan, die sich zum Beraten zurückgezogen hatte. Dann endlich die Entscheidung: Juhu wir bekommen Naria und dürfen sie mitnehmen.
Seit Oktober 2008 ist bei uns nun der dritte Hund eingezogen. Bis heute haben wir nicht einen Tag bereut. Oft denken wir, Naria ist doch eigentlich schon länger als zwei Monate bei uns. Wir sind glücklich mit dieser Entscheidung. Nice und Naria haben sich zu meinem "Pattex" entwickelt, wo er hingeht ist sie sofort dabei. Diese beiden kommen immer im Doppelpack, eben Galgos. Sie stürmt als erste in die Küche, wenn’s nur kurz raschelt. Und zugenommen hat das Mäuschen auch. Sie mag Gurken, Karotten, gekochte Eier und Bannen und........
Bin ich im Bad warten Naria und Nice in der Nähe. Naria selbst ist bei ihren Hundkumpels zurückhaltend. Nur wenn ich nach Hause komme, ist sie die erste. Luna wäscht ihr schon die Ohren und hat sie zum Spielen aufgefordert. Naria war dafür aber nicht zu gewinnen. Beide Hundedamen liegen gerne nebeneinander auf dem Sofa. Auch bei Nice darf sie helfen seine Futterschüssel am Ende auszuschlecken. Nur laute Geräusche erschrecken sie. Das erste Silvester war sehr schwer für unser "Narichen". Irgendwann hat sie die kleinste Kuschelecke hinterm Sofa entdeckt. Da war die Welt wieder in Ordnung.
Alle drei lieben natürlich Spaziergänge. Luna und Nice können frei laufen. Naria an der Leine ist aber immer vorne dabei, und wenn sie einmal läuft, dann... Hier zeigt sie sich als sehr selbstsichere Hundedame und sieht einfach alles, ob Vogel im Gebüsch oder Mäuschen in der Wiese, da kommt der Jagdtrieb durch. Selbst jetzt der Januar 2009, der diesmal bitterlich kalt ist, scheint Naria nicht zu stören. Die Nase im Schnee und Hauptsache laufen.
Im Garten darf sie frei laufen und für Leckerlis macht "Zwerglein" einfach alles. Für jede Art von Streicheleinheiten ist diese Zaubermaus zu haben. Naria hat uns im Sturm erobert. Man kann ihr einfach nicht böse sein, wenn sie einen mir ihren großen Kajalaugen anschaut. Gleich am zweiten Tag ihrer Ankunft hat sie es geschafft, von der Mikrowelle, die in der Küche auf der Arbeitsplatte steht, die Leberwurst zu klauen. An Weihnachten hat sie ein neues Hobby entdeckt. Die kleinen Lämpchen der Weihnachtsbeleuchtung sind so herrlich zum knacken. Beim letzten Versuch war die Beleuchtung an! Gott sei Dank hat sie sich bei dieser Beschäftigung nicht verletzt.
Naria ist für uns alle eine große Bereicherung. Wir sind sehr glücklich den Schritt für den Dritthund gewagt zu haben.
Beate und Karl-Heinz
...weiterer Bericht über Narias "Orthese" (Teil 2)...
Naria mit den anderen noch in der Tötungsstation von Cuenca:
......und nun endlich in ihrem neuen Zuhause;-)))