Palomo
Wir suchten eigentlich eine kleine, zarte und ruhige Hündin. Eilig hatten wir es nicht, und es musste auch einiges berücksichtigt werden. Eine männliche Jack-Russel Diva zu vergesellschaften ist nicht ganz so einfach! Jacko ist ein Schatz, ein typischer Terrier, etwas zickig und leider auch ziemlich verwöhnt. Wir suchten nicht zwingend einen Galgo, aber merkwürdigerweise kam ich wie von Geisterhand immer wieder auf die Internetseite von Nina Jordan. Nach mehreren sehr schönen Telefonaten fühlte ich mich auch sehr gut aufgehoben und beraten von Rosi Fassbender.
Schließlich hat es dann gefunkt. Ich habe mich in eine traumhafte Hündin verguckt. Ein paar Tage später das erste Treffen bei Nina Jordan. Wir waren überwältigt von den dortigen Galgos und genossen deren Gesellschaft. Meine Traumhündin blieb aus mehreren Gründen leider ein Traum, es sollte einfach nicht passen. Das erste Mal wurde ich auf Palomo aufmerksam, weil er so beeindruckend lang ausgestreckt auf dem Sofa lag und schlief (und das in dem ganzen Gewusel). Ich setzte mich zu ihm und staunte über seine stattliche Größe. Andere Hunde trampelten auf ihm rum, aber ihn konnte das gar nicht stören. In der nächsten Stunde nahm Palomo geschickt intensiven Schmusekontakt zu meinem Mann auf. Über ihn schlich er sich dann gezielt in mein Herz.
Beim ersten Kontakt mit „Diva“ Jacko waren wir platt. Der Herr war auch gleich verknallt in Palomo. Er zeigte sich von seiner allerbesten Seite. Palomo ließ sich auch hinreißen und fand den kleinen „Gnom“ richtig nett. Palomo ist zu jedem, egal ob Mensch oder Hund, freundlich und total liebevoll. Verhalten wie Agression oder schlechte Laune kennt er einfach nicht. Wir ließen uns also wie selbstverständlich auf dieses Abenteuer ein. Palomo kam zu uns nach Hause und benahm sich, als wäre er schon ewig dort. Er machte es uns sehr leicht und fügte sich problemlos in unseren Alltag ein.
Als Jacko dann merkte, “Der wird ja gar nicht mehr abgeholt, will der etwa hierbleiben?“, begannen Wochen mit Höhen und Tiefen. Jacko zickte auf einmal rum. Ab und zu mal ein Fletschen, dann ein leises Knurren und chronisch schlechte Laune. Die Zeit der Spiele war seit ein paar Tagen vorbei. Ich machte mir Sorgen und gab schon fast die Hoffnung auf eine liebevolle Hundefreundschaft auf. Palomo jedoch meistert solche Situationen mit seiner ganz eigenen Art. Agressionen ignorieren, Freundlichkeit in wirklich jeder Situation und einfach fröhlich sein. Entweder mit Jacko oder ohne.
Nach ein paar Tagen, aus heiterem Himmel, fing Jacko wieder an mit Palomo zu spielen und zu kuscheln. Natürlich immer nur dann, wenn Jacko Lust hatte, nie umgekehrt. Aber egal wie, juhuuu, es ging wieder aufwärts. Da sind uns Geröllhänge vom Herzen gefallen.
Nun verlagerten wir unsere täglichen Herausforderungen nach draußen. Palomo auf der einen Seite an der Leine, noch etwas unsicher im Straßenverkehr, Jacko, mit „großem Freund“ im Rücken und großer Klappe zu anderen Hunden, auf der anderen Seite. Muß für Fremde ein köstlicher Anblick gewesen sein. Das Pony links, der kleine Giftzwerg rechts. Mich packte der Ehrgeiz. Ich suchte gezielt die Konfrontation mit fremden Hunden, mal alleine, dann mit meinem Mann zusammen als Verstärkung. Und siehe da, es wird zusehends besser. Palomo, gelegentlich etwas stürmisch, lernt ganz toll sich zu benehmen, und Jacko gibt ihm die Sicherheit bei vielen Alltagssituationen.
Mit seinem freundlichen Wesen hat Palomo uns und unser Umfeld im Sturm erobert. Ich merke, wie wir langsam aber sicher immer mehr zusammenwachsen. Zwar beeindruckt er jeden mit seiner Größe, durch seine Sanftheit ist die Größe aber ruck, zuck Nebensache. Er benimmt sich eher wie ein riesiger „Schmusekater“.
Wir vergessen oft woher er kommt und wie schlecht es ihm einmal ging. Mir scheint fast, er hat es selbst vergessen. Das liebe ich so an ihm. Er findet einfach jeden Tag supertoll. Und irgendwie überträgt sich das auch auf die gesamte Familie. Wir werden weiter fleißig an den „Umgangsformen“ arbeiten, und ich bin mir sicher, dass wir in ein paar weiteren Wochen ein eingeschworenes Team sind. Wir sind jedenfalls absolut Galgo-infiziert.
Wir versuchen einen kleinen Beitrag zu leisten, um das grausame Galgo-Leiden zu verringern, indem wir unser Umfeld einfach mit unserer Begeisterung anstecken. Palomo ist eine tolle Werbung für seine Rasse. Alle sind hingerissen und schmelzen beim ersten Körperkontakt dahin. Wir möchten allen Schutzengeln von GHP danken, dass sie Palomo bis zu uns begleitet haben. Hunde retten heißt auch, sie mit Bedacht zu vermitteln.
So schnell kann, mit viel Vertrauen zu Fr. Jordan und Fr. Fassbender, aus einer kleinen, zarten Hündin ein stattlicher Rüde werden. Wir sind auf jeden Fall sehr, sehr glücklich mit unseren Beiden, und wir freuen uns auf die vielen schönen Jahre, die noch vor uns liegen, mit den beiden besten Hunden der Welt.
Stephanie und Arne Grävingholt, Witten