Patchy

Am 09. November haben wir unseren Patchy im Schwarzwald abgeholt. Die Eingewöhnung in seinem neuen Zuhause ist Patchy scheinbar recht leicht gefallen. Dank Siggis und Egberts (Pflegestelle) "Vorarbeit" war er ja schon an normalen Familienalltag gewöhnt und da Siggi auch noch daran gedacht hatte, ihm von einer Tierheilpraktikerin die passenden Bachblüten als Globuli geben zu lassen (die wir dann auch wie vorgesehen weiter gegeben haben), schien ihm der Wechsel nicht zu schwer zu fallen. Die ersten zwei oder drei Tage hat Patchy entweder geschlafen oder beobachtet. Aber dann hatte er unseren Tagesablauf auch schon verinnerlicht und stand pünktlich zum Gassigehen neben uns bzw. "lungerte" in der Küche rum, wenn eigentlich Essenszeit war, wir ihn aber noch nicht gerufen hatten. Mittlerweile ist er da uns gegenüber etwas großzügiger geworden und nimmt es nicht mehr so auf die Minute genau.

Patchy hat sich richtig gut eingelebt.

Mit unserer Hündin Lara versteht Patchy sich sehr gut. Ein- oder zweimal gab´s ein wenig Streit ums Futter, den wir sofort unterbunden haben, aber ansonsten haben sich die zwei von Anfang an gut aneinander gewöhnt.
Zur Zeit leben sie eher noch nebeneinander als miteinander, aber wir sind froh, dass Lara als durchaus zickige Hündin Patchy so gut aufgenommen hat und Patchy sich von Lara überhaupt nicht beeindrucken läßt. Nur wenn Lara Patchy (bislang leider vergeblich) zum Spielen auffordert, wird es ihm schon mal zu viel (er scheint keine Ahnung zu haben, was sie von ihm will). Dann kann es auch schon mal vorkommen, dass er sie ganz zaghaft anknurrt. Aber dann läßt Lara den "Spielverderber" eben mal ein paar Stunden links liegen.

Hatte Patchy anfangs Probleme mit den Treppenstufen im Haus (teils aus Holz, teils gefliest), rast er die Treppen jetzt manchmal so schnell rauf oder runter, dass wir es mit der Angst bekommen und uns fragen, ob das wirklich der Hund ist, den wir die ersten zehn Tage hochschieben und runtertragen mussten.

Auch wußte er sofort, wo sein Platz im Wohnzimmer ist. Er hat nicht einmal Anstalten gemacht, sich auf Laras Plätze zu legen. Nur im Schlafzimmer wechseln die beiden ständig ihre Hundebetten. Manchmal sogar mehrmals pro Nacht (da unsere Tochter hin und wieder mal unruhige Nächte hat, bin ich in manchen Nächten mehrmals auf und bekomme das daher mit).

Anfangs haben wir ihn gerade im Umgang mit unserer Tochter besonders aufmerksam beobachtet, da wir ja davon ausgehen mußten, dass er keine kleinen Kinder gewöhnt war. Er fand Amelie von Anfang an ganz toll und war in Ihrer Nähe oft richtig aufgeregt, was sich dann zum Beispiel darin geäußert hat, dass er ihr an den Haaren geknabbert hat (genau dieses Verhalten hat unser verstorbener Rüde Sammy immer bei unserer Hündin Lara gezeigt, wenn er Frühlingsgefühle hatte). Obwohl Amelie große Hunde gewohnt ist, war ihr das dann doch manchmal zu viel und so haben wir Patchy einfach verboten, an Amelies Kopf zu gehen. Daran hält er sich bis heute ausnahmslos. Mittlerweile sind kleine Kinder für ihn auch nicht mehr so aufregend; er interessiert sich zum Beispiel überhaupt nicht für Amelies Freunde, so dass wir ohne Probleme auch Kinder einladen können, die große Hunde eher nicht so toll finden.

Amelie und Patchy sind allerdings schon richtig gute Freunde geworden. Patchy ist sehr tolerant Amelie gegenüber. Er läßt sich von ihr überall anfassen, knuddeln, füttern und sucht oft regelrecht ihre Nähe (besonders während wir essen, denn bei unserer Tochter fällt eher mal was runter als bei uns :-) ). So müssen wir die beiden nicht mehr so besonders im Auge behalten wie in den ersten Tagen und Wochen. Spaziergänge mit Patchy sind mittlerweile sehr entspannt. Anfangs hatten wir öfters das Problem, dass Patchy einfach stehen geblieben ist und absolut nicht weiter gehen wollte. Er hatte richtig "geankert". Nachdem wir endlich die für ihn maßangefertigten Brustgeschirre zugeschickt bekommen haben (aus denen er sicher nicht rausrutschen kann) und uns in solchen Situationen auch trauen, "gnadenlos" weiter zu gehen, haben wir dieses Problem nicht mehr.

Kleine Hunde sind für Patchy auch kein Problem mehr, da es in unserer Gegend viele kleine Hunde gibt und er so ausreichend Gelegenheit hatte, sich an diesen Anblick zu gewöhnen. Die ersten Begegnungen mit kleinen Hunden waren allerdings recht amüsant. Patchy schien es nicht fassen zu können, dass diese kleinen Tiere tatsächlich Hunde (und nicht etwa Hasen oder etwas anderes, beuteähnliches) waren. Jede dieser ersten Begegnungen verlief gleich: Patchy starrte den anderen Hund an, schnüffelte dann, wo dieser gerade vorher lang gegangen war, starrte wieder, schnüffelte wieder und so weiter. Es hat eine Weile gedauert, bis er keine Zweifel mehr hatte, dass Optik und Geruch zusammengehörten und ihm da tatsächlich ein kleiner Hund begegnet war. Jetzt reagiert er auf kleine Hunde nicht mehr oder weniger interessiert als auf andere, größere Hunde auch. Nur als wir kürzlich einen Yorkshire-Welpen gesehen haben, hat er geschrieen wie sonst nur bei Eichhörnchen.Patchy ist wirklich ein ganz lieber, ruhiger Kerl, der unbedingt gefallen möchte. Was man ihm einmal verboten hat, das macht er garantiert nicht wieder (einzige Ausnahme: das dreckige Geschirr in der Spühlmaschine mußten wir ihm mehrfach verbieten, bevor er es nicht mehr abgeleckt hat; die Versuchung war wohl einfach zu groß). Es ist schön zu erleben, wie er langsam immer mehr zu "unserem" Hund wird.

Wir haben auch Kontakt zu Patchys ehemaliger Trainerin und indirekt über sie auch zu seinem ehemaligen Besitzer. In Patchys Unterlagen befand sich ein Brief von seiner Trainerin mit der Bitte, sie auch über die Jahre wissen zu lassen, was auch Patchy geworden ist und wie es ihm geht, weil sein ehemaliger Besitzer sich sehr dafür interessiert. Wir haben der Trainerin daher eine recht ausführliche Mail mit Fotos geschickt, nachdem unser Internet-Anschluss endlich wieder funktionierte
und folgende Antwort erhalten:

Dear Nicole, Many thanks for your email and photos of Patchy. we are
delighted he has settled in so well with you. sorry for not repluing
sooner but I have not been to well but thank God iI am the road of
recovery. Hugh was delighted to get all the news of Patchy. He was a
good servant to him. It was his first venture into dog racing so he was
most anixous to have him rehomed.
A very happy christmas to all your family and a healthy and good new year.
Mary Casey.

Als wir Patchy damals bei Siggi und Egbert abgeholt haben, sagte Siggi, sie würde sich nur ungern von Patchy trennen, weil er so ein toller Hund sei, aber er habe ja eine wichtige Aufgabe bei uns zu erfüllen. Und das macht er aufs Beste:

Obwohl es bei uns in der Gegend sehr viele Hunde gibt, sieht man so gut wie nie einen Greyhound oder einen anderen Windhund. Dementsprechend oft werden wir auf Patchy angesprochen. Viele Leute finden Patchy einfach nur wunderschön und möchten unbedingt wissen, um was für eine Hunderasse es sich handelt. Als nächstes kommt dann meist die Frage, woher wir Patchy haben (und wenn die Frage nicht kommt, erzählen wir es natürlich trotzdem!). So hatten wir schon sehr oft die Gelegenheit, Hundeliebhabern vom Schicksal der Greyhounds und Galgos, aber eben auch von der Arbeit von Greyhound Protection zu erzählen. Und wir hören oft:

"So einen Hund zu halten, könnte ich mir auch vorstellen." Wer weiß, vielleicht bringt Patchy ja tatsächlich im Laufe der Zeit den ein oder anderen auf den Geschmack und kann so helfen, ein schönes Zuhause für
einen Eurer Schützlinge zu finden.

PATCHY in der Pflegestelle.....











....im neuen Zuhause







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