WINONA

… und jetzt ist sie unsere Lana!

Ein teils kurvenreicher Weg mit Happy End

Der erste Kontakt mit GPI

Im Sommer letzten Jahres waren wir ‘mal wieder zum Tag der offenen Tür im Tierheim Bottrop, wo wir auch sonst regelmäßig Hunde ausgeführt haben. Direkt in der ersten Ecke hinter dem Eingang hatte ich plötzlich an einem Stand Windhundhalsbänder entdeckt und war ‘ganz aus dem Häuschen‘, da ich sonst weit und breit eigentlich eher Trödel und Bücher ausgemacht hatte.

In meiner Euphorie hatte ich aber gar nicht gesehen, an was für einem Stand ich gerade die Halsbänder bestaunte. Bis Andy mir an die Schulter tippte und mich lachend fragte, ob ich nicht ‘mal die Windhunde streicheln wollte. Sofort knieten Andy und ich bei Odile und hatten für nichts anderes mehr Augen. Beatrice ist ganz lieb und offen auf uns zugegangen, hat uns informiert und dann auch noch gemeint, dass ich sicher Grundschullehramt studieren würde und Andy Maschinenbau. Volltreffer  Die restliche Überzeugungsarbeit hat Odile geleistet, mit der wir zusammen mit Beatrice eine Runde laufen durften. Odiles liebe und ruhige Art hat uns im Sturm erobert und von da an stand unser Entschluss fest: wenn auch nicht so schnell, wollten wir doch einer armen Nase früher oder später ein Zuhause geben. Früher…wie sich herausstellen sollte.

Das Sommerfest

Beatrice hatte uns am Stand von der Homepage erzählt und gemeint, wir sollten doch ‘mal in der Pflegestelle vorbeischauen. Also habe ich mich mit Rosi in Verbindung gesetzt, um zu fragen, wann wir kommen könnten. Rosi war sofort herzlich und aufgeschlossen und meinte aber, dass zurzeit sehr viel los wäre in der Pflegestelle und dass wir zum ersten Kennen lernen doch besser zum Sommerfest von GPI nach Troisdorf kommen sollten. Dort angekommen haben wir uns auf die Suche nach Rosi gemacht, die sich danach viel Zeit für uns genommen hat. Sie hat uns alles Wichtige rund um die Hunde und den Verein erzählt und uns allen möglichen Leuten vorgestellt. Den Unterschied zwischen Galgo und Greyhound konnten wir so an vielen „Beispielen“ hautnah erleben. Mit Nadine und Raphael hatten wir sogar Leute in unserem Alter kennen gelernt, die uns von ihrem Alltag mit Zeus erzählen konnten. Es war ein rundum gelungener Tag, der uns in unserem Vorhaben nur bestätigt hatte.

Erster Besuch in der Pflegestelle

Als wir zum ersten Mal Anfang Dezember nach Willich gefahren sind, fand ich, nach dem Kontakt mit den so aufgeschlossenen und zutraulichen Galgos, dass eine kleinere ruhige Galga zu uns am besten passen würde. Andy hingegen wollte sich nicht so schnell festlegen und von Greyhounds nicht abschrecken lassen. In der Pflegestelle selbst waren wir dann im Wohnzimmer von den ganzen Hunden so überwältigt, dass wir vor Staunen nur ‘rumstanden und nicht mal die Jacken ausgezogen hatten. Wir haben uns dann total gefreut, dass wir alleine mit Amir spazieren gehen durften. Bei der Rückkehr von unserer Runde haben wir uns im Garten ausführlich mit Maren unterhalten. Und siehe da…genau wie ich hatte sie Grundschullehramt studiert und ihr Freund studiert zusammen mit Andy an der FH in Gelsenkirchen, was für Zufälle! Da Maren damit die gleichen Situationen mit dem Studium bereits durchlebt hatte wie ich, konnte sie auf einmal alle möglichen unserer Bedenken aus dem Weg räumen. Egal, ob es Andys kleinere Wohnung anbelangte, das Finanzielle, den Zeitfaktor etc. Dabei hat sie die Sachen aber nicht runtergespielt, sondern ernsthaft mit uns diskutiert und uns so wirklich zu denken gegeben. Sollte ein Hund doch schon eher für uns in Frage kommen? Rosi hat uns danach noch mal gesagt, erstmal langsam angehen und gut überlegen. Als wir danach zum letzten Mal im Keller waren, hatten wir plötzlich nur Augen für Olivia…obwohl wir wussten, so schnell würde es dann mit einer Vermittlung auch wieder nicht gehen. Winona, die die ganze Zeit etwas abseits und ganz ruhig lag, hatten wir völlig übersehen. Bei einem kurzen Blick auf sie dachte ich mir nur: zu ruhig, zu alt (was ich natürlich nur aufgrund ihres grauen Schnäuzchens geurteilt hatte) und ein Greyhound…

Charming Winona soll es sein

Bis zu unserem nächsten Besuch ist einige Zeit vergangen und unser Wunsch nach einem eigenen Hund ist immer größer geworden. Nach langem Nachdenken und Diskussionen hatte ich mir ein Herz gefasst und musste unbedingt mit Rosi über alles reden. Zu der Zeit sind noch alle, d.h. Vereinsleute, Familie und auch wir selbst davon ausgegangen, dass wir frühestens in einem halben Jahr einen Hund zu uns nehmen könnten. Rosi war am Telefon total verständnisvoll und meinte sogar, wir hätten lange ‘ausgehalten‘. Wir sind zusammen noch einmal alle Voraussetzungen durchgegangen, haben darüber gesprochen, wie bspw. unser Umfeld reagiert und ob wir schon einen Hund ins Auge gefasst hätten. Auf mein Fragen nach Lucky, schlug uns Rosi aber vor Winona in Betracht zu ziehen. Sie war zu der Zeit schon ruhiger als Lucky und passte damit besser in unsere Lebenssituation. Von da an haben Andy und ich sehr lange gesprochen, da gerade ich nicht sicher war, ob Winona die Richtige wäre, auch generell ein Greyhound und im Speziellen ein Ex-Racer. Winona war älter als Lucky, extrem viel gerannt und eben ein Greyhound, die öfter z. B. distanzierter sind, wie wir gelesen hatten. Unheimlich geholfen haben uns in der Situation die unzähligen Emails, Gespräche, die Videos von den Hunden, auf denen Winona z. B. richtig spielt und auch die Renndaten von ihr.

Als dann der wahrscheinlich entscheidende Termin Mitte Februar anstand, war Andy Feuer und Flamme für Winona und ich noch nicht entschieden. Ich wollte gerne erst die anderen Hunde (Dyane und Chiara) für ein paar Stunden beobachten, um einen besseren Eindruck zu bekommen. Nach dem Spaziergang mit Heike, Maren und Stefan mit ihren Hunden und Sam, Winona und Dyane war ich dann schon fast überzeugt. Winona war einfach nur toll. Sie hat die ganze Zeit auf uns geachtet, als wir sie gehalten haben, hat gar nicht gezogen und war einfach gelassen. Als wir dann noch einmal Zeit im Keller für uns hatten und Winona sich selbst da ganz schmusig und menschenbezogen gegeben hat, war das letzte Fünkchen Zweifel verflogen. ES IST WINONA!!

Endlich zuhause

Auf der Fahrt nach Hause hatten wir überhaupt keine Probleme und haben Winona von da an auch sofort mit ihrem neuen Namen ‘Lana‘ angesprochen. Schließlich war Charming Winona bloß ihr Rennname, auf den sie zuvor nicht reagiert hatte. Zuhause war sie total aufgeschlossen und neugierig. Ganz vorsichtig hat sie ihr neues Zuhause inspiziert und war von den ersten Minuten an auf uns bezogen. Beim ersten gemeinsamen Spaziergang am Abend, war sie zwar nervös durch die ganzen neuen Eindrücke in der Stadt, hat aber nie unkontrolliert reagiert, sondern sich immer an uns orientiert. Geholfen hat ihr dabei sicherlich auch, dass wir uns von vornherein bemüht haben, zielstrebig zu laufen und uns nicht anmerken zu lassen, wenn etwas sie erschrecken könnte. Na ja, und dann kam die erste Nacht… Andy und ich hatten uns dafür entschieden sie mit ins Bett zu lassen…ein Fehler, wie sich herausstellen sollte. Wir wollten, dass sie es bei uns nun richtig schön hat und vor allem weich  Mitten in der Nacht hatte sie dann ihren ersten Alptraum, hat einmal unheimlich laut gebellt und uns verwirrt angeschaut. Als wir sie beruhigen wollten, hat sie uns dann einmal richtig böse angeknurrt. Da waren wir natürlich hellwach, wenn ein riesiger Greyhound im Bett sitzt und einen böse anfunkelt. Im nächsten Moment war sie aber sofort wieder klar und wie ausgewechselt. Wir wollten, dass sie aus dem Bett geht, sie hingegen nicht  wie eine Prinzessin hat sie sich in die weichen Kissen gedrückt und sich von Andy raus tragen lassen. Von da an durfte sie bis heute nicht mehr in Bett. Sie war für diese Nähe einfach noch nicht bereit und konnte die Situation nicht richtig einordnen, hat Angst bekommen und geknurrt. Auch danach hat sie uns circa noch achtmal angeknurrt und zwar verstärkt Andy und immer in Situationen, in denen sie mit zu großer Nähe nicht umgehen konnte. Seit über einem Monat ist das Knurren nun aber nicht mehr aufgetreten. Wir meinen, dass ihr geholfen hat, dass sie einen festen Platz auf dem Sofa hat (auf‘s Sofa darf sie nämlich bei uns, in fremden Wohnungen aber nicht), sie nie in der Mitte zwischen uns eingezwängt liegt und wir sie beim Schlafen einfach nicht anfassen.

Durchgeschlafen und sich an die Geräusche im Haus gewöhnt hat Lana sich relativ schnell, obwohl sie mit 6.30Uhr eine echte Frühaufsteherin ist  Auch das Alleinbleiben hat sehr schnell geklappt. Wir haben es sehr langsam gesteigert (erst nur kurz runter zum Müll raus bringen, dann 5 Minuten, 10 Minuten usw.). Wenn wir reinkommen, ignorieren wir sie erst einmal, bis wir uns ausgezogen haben und sie sich etwas beruhigt hat. Mittlerweile kennt sie unseren Wochenrhythmus sehr genau und bleibt ohne Probleme drei bis vier Stunden alleine.

Auch die vielen neuen Eindrücke hat sie gut verarbeitet. Wir haben versucht, sie langsam an die vielen neuen Dinge und Situationen zu gewöhnen und erstmal bspw. die Spiegel abgehängt und Orte mit vielen Menschen gemieden (nach ca. 2 Wochen haben wir sie auch erst Freunden und der Familie vorgestellt, damit sie genau wusste, wer ‘ihre‘ Menschen nun sind). Sie hat alles mit viel Neugier und relativ ruhig aufgenommen. Auch in der Wohnung generell ist sie sehr ruhig und ausgeglichen und schläft sehr viel.

Draußen lief sie von Anfang ganz toll an der Leine. Wir gehen normalerweise 3 mal täglich mit ihr (circa zwei Stunden am Tag), besuchen mind. 1x die Woche eine Freilaufwiese und falls wir sie in der Woche alleine lassen, legen wir vorher eine ganz kurze ‘Zwischenrunde‘ ein. Sie achtet dabei auf uns und läuft in den Straßen super bei Fuß und tagsüber auf gut einsehbarem Gebiet im Wald oder auf Wiesen gut an unserer 10 Meter Schleppleine. Achten müssen wir allerdings natürlich immer auf Tiere. Lana macht dabei keinen Unterschied zwischen Kaninchen, Eichhörnchen oder Vögeln z. B., sie sind schier alle interessant. An ihrer Körpersprache erkennt man aber sofort, ob sie etwas entdeckt hat und dann rennt sie auch nicht sofort los, sondern man hat noch gut einen Moment Zeit sie ‘kurz zu nehmen‘. Außerdem kann unsere Jägerin sehr gut abschätzen, ob sich ein kleiner Sprung oder Sprint überhaupt lohnen würde oder ob das Häschen bis dahin eh im Busch verschwunden ist!

Probleme hatten und haben wir bis jetzt immer noch mit ihren Pfoten. Wahrscheinlich bedingt durch das jahrelange Rennen auf der Sandbahn sind ihre Ballen extrem weich (obwohl sie mittlerweile schon viel härter geworden sind) und damit anfällig für Split, Steinchen, Glas etc. Leider waren wir deshalb ungefähr schon sechsmal bei Tierarzt (wo zum Glück bis auf ein wahrscheinlich körpereigenes Teilchen alles entfernt werden konnte) und haben Zeiten mit Hundeschuhen, Verbänden, zurzeit gerade wieder Socken und diversen Autofahrten bis vor weichen Untergrund hinter uns. All das hat unsere Maus tapfer und ohne jegliche Aggressionen gegen uns oder die Ärzte über sich ergehen lassen. Ebenso haben wir vor kurzem einen kleinen gutartigen Knopftumor bei ihr am Knie entfernen lassen müssen. Dies kommt bei jüngeren Hunden (Lana ist 5 Jahre alt) nach ärztlicher Auskunft aber schon ‘mal vor und ist glücklicherweise ohne weitere Komplikationen abgelaufen.

Und somit können wir mit Recht sagen, dass diese ‘kleineren Kurven‘ nichts sind, im Gegensatz dazu, wie Lana unser Leben bereichert. Diese absolut liebenswürdige, ruhige, total verspielte und kuschelige Hündin hat mit ihrem sanften Wesen unser Herz im Sturm erobert. Sie kommt mit Hunden wie Menschen gut klar, ist nicht aufdringlich und hat selbst den letzten Skeptiker in unserer Familie eines Besseren belehrt. Danken möchten wir hiermit dem gesamten Team von GPI, die uns die ganze Zeit mit Rat und Tat zur Seite stehen und ganz besonders Rosi und Maren. Ihr seid toll und wir hoffen, wir sind Euch nicht so manches Mal schon ‘auf den Wecker gegangen‘!! Und zum Schluss möchten wir noch an zukünftige Interessenten appellieren auch Greyhounds einen Platz im Herzen frei zu halten. Wir hoffen, dass unser Fall gezeigt hat, wie toll es klappen kann, selbst wenn man noch studiert und eine kleinere Wohnung hat, denn Hunde wie ‘die drei aus Limerick‘ haben es einfach verdient ein schönes Zuhause zu bekommen!








Kristina und Andy

mit Lana

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